Vielfältige Streuobstwiesen
Wildlebensraumberater besucht Brennerei Westenthanner

In Burgkirchen befindet sich die größte zusammenhängende Streuobstwiese im Landkreis Altötting. Sie gehört zur Brennerei Westenthanner, einem Familienbetrieb, der 1994 gegründet wurde. Der kleine Einödhof der Westenthanners ist seit 1932 in Familienbesitz, seit 2014 führt Dieter Westenthanner den Betrieb mit Unterstützung seiner Frau Andrea. Wildlebensraumberater Franz Prinz vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF Töging) hat die beiden an einem sonnigen Donnerstag im September besucht.

3000 Obstbäume stehen auf dem Grundstück der Familie Westenthanner, die auf eine Mischung unterschiedlicher Anbauformen setzt. Auf ihrer Streuobstwiese gibt es Spindelbüsche, Hochstammobstbäume und bis zu sechzigjährige Halbstammbäume. Im Jahr 2007 pflanzten die Westenthanners zusätzlich 240 Streuobstbäume als Hochstämme und erweiterten ihren Bestand im Jahr 2013 nochmals um 30 Bäume. Auf den 3ha Betriebsfläche befinden sich mittlerweile 56 verschiedene Obstsorten, eingerahmt von über 1000 einheimischen Sträuchern wie beispielsweise Hartriegel, Schlehen, Mispel, Haselnuss Wildkirsche.

„Wenn man diese Fläche betritt, überkommt einen gleich ein wohliges Gefühl. Man spürt die Ruhe und Kraft, welche die Streuobstwiese ausstrahlt“, schwärmt Wildlebensraumberater Prinz.

Abwechslungsreicher Lebensraum
Die Streuobstwiesen der Familie Westenthanner sind nicht nur in kulinarischer Hinsicht wertvoll, sie bieten auch einen abwechslungsreichen Lebensraum für viele, mitunter bedrohte, Tier- und Pflanzenarten. Bis zu 5000 verschiedene Arten finden auf Streuobstwiesen ein Zuhause. Auf den aufgestellten Ansitzstangen lassen sich regelmäßig Falken und Bussarde beobachten. Auch viele Grünspechte und Buntspechte sind den Westenthanners aufgefallen. Die darunterliegende Wiese wird extensiv bewirtschaftet und zweimal im Jahr gemäht.
Tierische Helfer
Mit der ausgebildeten Imkerin Nicole Estermeier haben sich Dieter und Andrea Westenthanner tatkräftige Unterstützung geholt. Sieben Bienenvölker hat Estermeier mitgebracht, die nun im Frühjahr Blüte um Blüte anfliegen und bei der Bestäubung der Streuobstwiese helfen. Zusätzlich setzt sie Mauerbienen ein, die schon bei winterlichen 2C° Außentemperatur ausfliegen und bestäuben.
Kulinarische Obstvielfalt
„Heuer sind aufgrund der ungünstigen Frühjahrswitterung leider wenig Äpfel an den Bäumen“, berichtet Andrea Westenthanner dem Wildlebensraumberater Prinz (AELF Töging). „Aber dafür gibt es dieses Jahr viele Birnen!“, freut sie sich. Die Vielfalt der Streuobstwiese spiegelt sich auch in der breiten Produktpalette, die im eigenen Hofladen des Betriebes angeboten wird. Das anfallende Obst wird als Tafelobst verkauft oder es wird zu Edelbränden, Likören, Most, Obstsaft oder Obstessig verarbeitet. Ca. 300 Liter Reinalkohol werden jährlich im betriebseigenen Brennkessel gewonnen. Hier ist Andrea Westenthanner eine echte Pionierin: Als erste Frau in Bayern schloss sie 2012 den Fortbildungslehrgang als landwirtschaftliche Brennmeisterin erfolgreich ab.
Am 1. Oktober 2023 öffnet die Familie Westenthanner ihren Betrieb im Rahmen des Burgkirchner Bauernherbstes für Besucherinnen und Besucher. Der Erlebnistag für die ganze Familie bietet Ausstellungen, Hofführungen und Livemusik mit den Pius-Bläsern aus Burgkirchen. Für das leibliche Wohl ist mit Grillspezialitäten sowie Kaffee und Kuchen gesorgt.