Erster Ackerboden-Feldtag
Multitalent Ackerboden im Fokus

Ein voller Erfolg war der erste gemeinsame Ackerboden-Feldtag Mitte April 2024 mit MR-Bodenlotse Johannes Hofer, Bodenkoffer-Experte Christian Fuchsgruber (BBV-Landsiedlung), Franz Prinz, Berater am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Töging und BBV-Umweltreferentin Maria Stemmer, die ihre Flächen für die Veranstaltung zur Verfügung stellte.

Rund 60 interessierte Bauern und Bäuerinnen aus den Landkreisen Altötting und Mühldorf waren der Einladung gefolgt und ließen sich auf das spannende Thema Boden ein.

Tauwurm - Star unter den Regenwürmern

Johannes Hofer, der kürzlich die MR-Bodenlotsen-Ausbildung absolviert hat und nun auf Anfrage Landwirte individuell beraten kann, beschäftigte sich mit einer Ackerfläche, auf der nach der Vorfrucht Gerste eine abfrierende Zwischenfrucht etabliert worden war. Der Bewirtschafter, ein konventioneller Milchviehbetrieb, hatte die Fläche vor einigen Wochen gemulcht. Auffallend waren die überall sichtbaren „Streunester“, die auf die Aktivität des Tauwurms („Lumbricus terrestris“) zurückzuführen sind – der „Star“ unter den Regenwürmern, weil er als Tiefgräber auch tiefgehende Verdichtungen aufbrechen und damit für eine hervorragende Bodenstruktur sorgen kann. Hofer ging in seinem Vortrag zudem auf diverse praktische Möglichkeiten der Bodenbetrachtung ein.

„Nehmt euch Zeit und steigt einfach zwischendurch mal ab und schaut euch den Boden an, so kriegt man ein besseres Gefühl, welche Bearbeitung er gerade braucht.“, rät Johannes Hofer.

Bodenexperte Christian Fuchsgruber zeigt "Bodenkoffer"

Bodenexperte Christian Fuchsgruber von der BBV-Landsiedlung Eggenfelden hatte den sogenannten „Bodenkoffer“ mit dabei – ein Koffer mit 10 verschiedenen Analysewerk-zeugen, vom Spaten und der Bodendrucksonde bis hin zu Salzsäure für die pH-Wert-Bestimmung und Holzkugeln zur Beurteilung der Bodenoberfläche. Er beschäftigte sich mit einer weiteren Ackerfläche, die von einem konventionellen Ackerbaubetrieb bewirtschaftet und regelmäßig mit Kompost gedüngt wird. Fuchsgruber zeigte an dieser Fläche beispielsweise, wie man anhand einer Spatenprobe untersuchen kann, ob die Bodenstruktur krümelig (gut) oder eher kantig (schlecht) ist und wie man die Regenwurmanzahl im Oberboden durch Zählen in der Spatenprobe und Hochrechnen auf die Fläche bestimmen kann.

Franz Prinz vom AELF Töging führt Regensimulator vor

Abschließend zeigte Franz Prinz, Berater am AELF Töging, anhand des Regensimulators der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL), wie unterschiedlich bewachsene Böden auf einen Niederschlag reagieren – wie viel Wasser beispielsweise bei einem Gefälle von 10 Grad versickert oder oberflächig abfließt und ob es jeweils (feines) Bodenmaterial mitreißt. Während bei der Wiese fast das gesamte Wasser oberflächig und sauber abfloss, war bei Sommergerste mit feinem Saatbett der Oberflächenabfluss stark mit Feinmaterial versetzt. Der unbewachsene Ackerboden konnte viel Wasser speichern, neigte aber auch zu Verschlämmung und Erosion. Bei der Ackerbodenvariante mit Mulchauflage und guter Bodenstruktur in die Tiefe konnte das gesamte Wasser versickern, ohne Bodenmaterial mit nach unten zu nehmen.

Böden stabilisieren

BBV-Umweltreferentin Maria Stemmer wies darauf hin, dass man gerade angesichts der klimatischen Änderungen häufiger mit Starkregenereignissen rechnen müsse, die auch sehr heftig ausfallen können und im ungünstigsten Fall auf ausgetrocknete Böden treffen. Umso wichtiger sei es, den Ackerboden noch mehr als bisher mit geeigneten Maßnahmen zu stabilisieren und zu schützen, damit er ausreichend Wasser für Trockenperioden speichern, aber auch seine wichtige Funktion für die Grundwasserneubildung erfüllen könne.